Digitalisierung in Deutschland: Wo stehen wir im internationalen Vergleich?

Die digitale Transformation beeinflusst weltweit Wirtschaft und Gesellschaft. Deutschland macht da keine Ausnahme. Doch wie steht es im internationalen Ranking? Ein detaillierter Vergleich offenbart, dass Deutschland in Europa und weltweit noch Herausforderungen gegenübersteht.

Viele Europäer sehen in der Digitalisierung einen wirtschaftlichen Vorteil. Doch in Deutschland wecken vor allem Befürchtungen um Arbeitsplätze Sorgen. Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen wir technologischen Fortschritt vorantreiben.

Status quo der Digitalisierung in Deutschland im Jahr 2023

Im Jahr 2023 sank der Digitalisierungsgrad in Deutschland geringfügig – der Index fiel von 110,5 auf 108,6. Dieser Wert basiert auf 36 Indikatoren zur Messung der Digitalisierung der Wirtschaft. Der Rückgang wurde sowohl durch interne als auch externe Faktoren bedingt, wobei letztere um 2,6 Punkte sanken.

Im internationalen Vergleich, insbesondere mit skandinavischen Ländern und den Niederlanden, hinkt Deutschland nach. Die ICT-Branche ist zwar Spitzenreiter in der Digitalisierung mit 293,1 Punkten, verzeichnete aber einen Rückgang von 8,7 Punkten. Schlusslichter bilden die Bauwirtschaft sowie die Ver- und Entsorgungsbranchen mit lediglich 67,2 Punkten.

Großunternehmen mit mehr als 250 Angestellten sind mit 191,8 Punkten am digitalsten. Mittelständische Firmen erlebten einen leichten Rückgang auf 122,3 Punkte von vormals 124,0 Punkten. Kleine Unternehmen hielten sich stabil bei einem Durchschnittswert von 94,5 Punkten. Regional gesehen führt Süddeutschland mit 129,6 Punkten, gefolgt vom Westen und Ostdeutschland, welches die niedrigsten Werte erzielt.

Bei der digitalen Verwaltung, dem E-Government, zeigt Deutschland Schwächen. Es rangiert nur auf Platz 22 des UN E-Government Development Index. Im europäischen DESI-Index erreichte Deutschland zuletzt Rang 13. Trotzdem gibt es Fortschritte: Die Nutzerzahlen des „Bund-ID“ Kontos stiegen markant auf über zwei Millionen.

Der Bereich der digitalen Bildung steht vor Herausforderungen und Chancen. Deutschland investiert lediglich etwa 200 Milliarden Euro jährlich in Digitalisierung, während die USA zwei Billionen Euro ausgeben. Der Mangel an Fachkräften ist eine Herausforderung, es könnten bis 2026 fast 106.000 Fachleute fehlen. Doch der Ausbau von 5G macht Fortschritte: Ende Juli hatte Telefónica (O2) rund 90 Prozent der Haushalte erschlossen.

Die Realisierung von Smart Cities nimmt zu, bleibt aber oft hinter den Erwartungen. Es bedarf weiterer Entwicklungen in flexibler Arbeit und stetiger Weiterbildung in digitalen Technologien, um wirkliche Fortschritte zu erreichen.

Dimension Punkte 2022 Punkte 2023
Gesamter Digitalisierungsgrad 110,5 108,6
Interne Faktoren 111,3 110,3
Externe Faktoren 112,1 109,5
ICT-Industrie 301,8 293,1
Große Unternehmen 195,4 191,8
Mittlere Unternehmen 124,0 122,3
Kleine Unternehmen 95,2 94,5
Süddeutschland 131,2 129,6
Westdeutschland 106,1 104,4
Ostdeutschland 99,8 98,6

Europa im Vergleich: Wie schlägt sich Deutschland?

Die Europäische Union beobachtet durch den Digital Economy and Society Index (DESI) die digitale Leistung der Mitgliedstaaten. Deutschland rückt dabei ins Blickfeld, da es in Sachen Digitalisierung eine führende Position in der EU einnimmt.

DESI-Index und Deutschland

2021 landete Deutschland auf Platz 11 im DESI-Ranking der EU-Staaten. Besonders in puncto Breitbandkonnektivität zeigte Deutschland Stärke und erreichte den zweiten Platz bei der Festnetzbreitbandnutzung in der EU. Jedoch hinkt die Verfügbarkeit von Hochleistungsnetzen noch hinterher, trotz eines Anstieges von 33 Prozent auf 55,9 Prozent. Der EU-Durchschnitt lag bei 59,3 Prozent.

Kategorie Deutschland EU-Durchschnitt
Breitbandnutzung 2. Platz N/A
Abdeckung mit sehr hoher Kapazität 55,9 Prozent 59,3 Prozent
Digitale Fähigkeiten 56 Prozent N/A
Cloud-Technologie 26 Prozent N/A

TechnikRadar 2019: Deutschen Erwartungen an die Digitalisierung

Dem TechnikRadar 2019 zufolge tauschen lediglich 29 Prozent der deutschen Unternehmen elektronisch Informationen aus. Zudem stellen nur 18 Prozent der KMU elektronische Rechnungen aus. Interessanterweise besitzen 56 Prozent der Deutschen mindestens grundlegende digitale Fähigkeiten.

Große Firmen setzen zudem viel öfter auf ERP- und Cloud-Software als KMUs. Diese Praxis wirft ein Licht auf die Digitaltechnologienutzung im Unternehmensbereich.

Die Akzeptanz digitaler Technologien unterscheidet sich jedoch deutlich zwischen Regionen und Unternehmensgrößen. Europäische Digitalpolitik spielt dabei eine entscheidende Rolle. Sie zielt darauf ab, Digitalisierung EU-weit ausgewogen und umfassend voranzutreiben.

Globale Perspektiven: Deutschland im Vergleich zu den G7/G20

Deutschland gab das Amt des G7-Vorsitzes Ende 2022 an Japan weiter. Die Amtszeit war geprägt von progressiven Initiativen. Diese wurden allerdings durch den Konflikt in der Ukraine überschattet. Der Vergleich mit anderen Ländern der G7 und G20 offenbart Einsichten in Deutschlands Position hinsichtlich digitaler Wettbewerbsfähigkeit und Technologien.

Platzierungen im IMD Digital Competitiveness Index

Im IMD Digital Competitiveness Index machte Deutschland Fortschritte. Dieser Index beurteilt, wie effektiv Länder digitale Technologien adaptieren und einsetzen. Bewertet werden Aspekte wie Wissen, Technologienutzung und Zukunftsausrichtung. Betrachtet man die Platzierungen der G7-Staaten, ergibt sich ein differenziertes Bild.

Land IMD Digital Competitiveness Index 2022 Platzierung
USA 1
Deutschland 15
Japan 27
Großbritannien 4
Kanada 8
Frankreich 24
Italien 27

Die USA, Großbritannien und Kanada belegen die führenden Plätze. Deutschland reiht sich im Mittelfeld ein, was Spielraum für Verbesserungen aufzeigt. Um im globalen digitalen Rennen nicht zurückzufallen, muss Deutschland seine digitale Infrastruktur stärken. Wichtig ist auch, innovative Technologien gezielt zu fördern.

Digitalisierung in Deutschland: Ursachen und Hindernisse

In Deutschland wird die Digitalisierung durch verschiedene Aspekte beeinflusst. Sie bringt viele Vorteile, etwa flexible Arbeitsmodelle. Doch gibt es bedeutende Hindernisse, die angegangen werden müssen.

Mangelnde digitale Infrastruktur

Die Entwicklung der Infrastruktur ist für die Digitalisierung entscheidend. Der Digitalisierungsindex in Deutschland sank von 110,5 Punkten im Jahr 2022 auf 108,6 im Jahr 2023. Dies deutet auf eine stagnierende Entwicklung hin.

Ein wesentliches Problem ist der schleppende Ausbau des Breitbands. Deutschland hinkt hier anderen Nationen hinterher. Dies führt zu einer ungleichen Verfügbarkeit digitaler Dienste. Zuverlässige Glasfasernetze sind für die Wirtschaft von morgen essentiell. Es herrscht Handlungsbedarf, um flächendeckende Infrastrukturen zu schaffen.

Bildungsdefizite und Fachkräftemangel

Ein signifikantes Hindernis stellt auch der Mangel an digitaler Bildung und Fachkräften dar. Unternehmen ringen mit Zeitmangel, finanziellen Hürden und komplexen Prozessen. Die strenge deutsche Bürokratie bremst oft die Digitalisierung, was die Implementierung neuer Technologien erschwert.

Qualifizierte Fachkräfte zu finden, bleibt eine große Herausforderung. Dies führt zu Nachteilen im internationalen Wettbewerb. Es mangelt an Bildung, was dringend Bildungsinitiativen erfordert. Diese sollen den Arbeitsmarkt Digitalisierung stärken.

Unternehmen sehen rechtliche Unsicherheiten als weiteres Hindernis. Es muss ein Gleichgewicht zwischen Datenschutz und Innovation gefunden werden. Dies adressiert Sicherheitsbedenken und fördert digitale Neuerungen.

Digitalisierungserfolge: Wo Deutschland punkten kann

In den letzten Jahren hat Deutschland bedeutende Fortschritte in der Digitalisierung erzielt. Besonders im Ausbau des Breitbands und der 5G-Technologie wurden Erfolge verzeichnet. Auch in der Künstlichen Intelligenz und im Quantencomputing kann Deutschland Erfolge vorweisen.

Breitband- und 5G-Ausbau

Die Entwicklung der Breitband- und 5G-Technologie spielt eine Schlüsselrolle in der digitalen Transformation Deutschlands. Große Firmen und der ITK-Sektor, besonders in Baden-Württemberg, Bayern und städtischen Regionen, treiben diese voran. Trotz eines leichten Rückgangs im Digitalisierungsindex auf 108,6 Punkte im Jahr 2023, zeichnet sich eine zunehmend homogene digitale Wirtschaft ab. Dies deutet auf eine Angleichung der Digitalisierungsniveaus über verschiedene Sektoren und Betriebsgrößen hin.

Erfolge bei Künstlicher Intelligenz und Quantencomputing

KI und Quantencomputing stellen weitere Glanzbereiche dar. Sie sind zentral für Forschung und Entwicklung. Insbesondere der Anstieg der Qualifikationen in Unternehmen um 9,9 Punkte ist bemerkenswert. Dies reflektiert eine Verbesserung digitaler Fähigkeiten. Allerdings gibt es Herausforderungen, wie den Rückgang um 16,9 Punkte im Bereich Humankapital, aufgrund von Fachkräftemangel.

Jahr Digitalisierungsindex Unternehmensgröße Branche Punkte
2023 108.6 Großunternehmen ICT 293.1
2022 110.5 Kleinunternehmen Bau, Handel, Versorger 67.2

Deutschlands stetige Investition in digitale Infrastrukturen und Spitzenforschung, wie die 5G-Technologie, sendet ein starkes Zeichen. Es zeigt, dass der Weg in eine digitale Zukunft entschlossen weitergegangen wird.

Fazit

Der Blick auf Deutschlands digitale Transformation zeigt Licht und Schatten. Im IMD Digital Competitiveness Index 2021 fiel Deutschland auf Platz 18. Dennoch, die Verwendung digitaler Technologien stieg markant an. Von 2019/20 bis 2021/22 wuchs die Zahl der Internetnutzer von 86% auf 91%. Diesen Anstieg verdanken wir vor allem der zunehmenden Smartphone-Nutzung.

Zentrale Hindernisse für die digitale Entwicklung sind ungenügende digitale Infrastruktur und Bildungsdefizite. Laut DESI-Index der EU-Kommission befindet sich Deutschland im Mittelfeld der digitalisierten Länder, gemeinsam mit Frankreich, Österreich und der Tschechischen Republik. Dennoch sind Fortschritte unübersehbar, besonders im Bereich Künstlicher Intelligenz und beim Ausbau von Breitband und 5G. Bis Ende 2020 stiegen die Investitionen in neue Technologien und digitale Transformation um 37% bei mittelständischen Unternehmen an. Dies deutet auf einen positiven Trend hin.

Die Perspektiven für Deutschlands digitale Zukunft sind grundsätzlich positiv, allerdings nicht ohne Vorbehalte. Die COVID-19-Pandemie beschleunigte die digitale Transformation in 70% der von DMEXCO befragten Unternehmen. Andererseits berichtete das Manager Magazin, dass Deutschland durch die Pandemie im internationalen Vergleich an Boden verlor. Trotz dieser Herausforderungen sehen laut einer Forsa-Umfrage 80% der deutschen Bevölkerung die Digitalisierung als Chance. Die vorrangige Aufgabe liegt nun darin, durch gezielte Förderung von Infrastruktur und Bildung die digitale Reife Deutschlands voranzutreiben.

FAQ

Was ist der Stand der Digitalisierung in Deutschland im internationalen Vergleich?

Deutschland hat in der digitalen Transformation bedeutend Fortschritte gemacht. Es liegt dennoch hinter führenden Ländern wie Südkorea und Japan. Es werden innovative Technologien und Initiativen vorangetrieben. Jedoch besteht noch großes Potenzial, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

Wie ist der Status quo der Digitalisierung in Deutschland im Jahr 2023?

2023 befindet sich Deutschland bezüglich Digitalisierung auf einem mittleren Niveau. E-Government-Dienste wurden erweitert. Die Förderung digitaler Bildung hat zugenommen, und Smart Cities gewinnen an Bedeutung. Dennoch bestehen Herausforderungen in Bezug auf die digitale Infrastruktur.

Wie positioniert sich Deutschland im Vergleich zu Europa laut DESI-Index?

Nach dem DESI-Index liegt Deutschland im mittleren Feld. Trotz der Fortschritte in Konnektivität und digitalen öffentlichen Diensten bleibt es in der digitalen Integration zurück. Auch bei der Nutzung digitaler Technologien durch Unternehmen besteht Aufholbedarf.

Was zeigt der TechnikRadar 2019 über die Erwartungen der Deutschen an die Digitalisierung?

Der TechnikRadar 2019 offenbart die Skepsis der Deutschen gegenüber digitalen Technologien, trotz des Bewusstseins für ihre Notwendigkeit. Die Erwartungen an positive Veränderungen sind besonders im Bildungssektor und in der öffentlichen Verwaltung groß.

Wie schneidet Deutschland im Vergleich zu den G7/G20 im Bereich der digitalen Wettbewerbsfähigkeit ab?

Deutschland befindet sich im IMD Digital Competitiveness Index auf einem mittleren Rang unter den G7- und G20-Staaten. Die Fortschritte in Industrie 4.0 und Künstlicher Intelligenz sind dabei hervorzuheben. Allerdings sind mehr Investitionen in digitale Infrastruktur und Innovation nötig.

Was sind die Hauptursachen für die Herausforderungen bei der Digitalisierung in Deutschland?

Zu den Hauptproblemen zählen die unzureichende digitale Infrastruktur, Bildungslücken und ein Mangel an Fachkräften. Der Ausbau der digitalen Bildung und der technischen Kapazitäten ist dringend erforderlich.

Welche Erfolge konnte Deutschland in der Digitalisierung bereits verzeichnen?

Deutschland hat besonders beim Breitbandausbau und der Einführung von 5G-Technologie signifikante Fortschritte gemacht. Hinzu kommen Erfolge in der Künstlichen Intelligenz und im Quantencomputing dank bedeutender Forschungs- und Entwicklungsarbeiten.